Familiengeschichte

Die Familie Harrach ist ein altes österreichisch-böhmisches Adelsgeschlecht. Die Herren, Freiherren und Grafen von Harrach zählten zum Hochadel. Zweige der Familie bestehen bis heute.
Erstmals erwähnt wird das Geschlecht im Jahre 1195 in den Urkunden des Stift Ranshofen, das damals zum Herzogtum Bayern gehörte. Die bis heute führende gesicherte Stammreihe beginnt im 13. Jahrhundert mit Przibislaus von Harrach, der einem Vladikengeschlecht aus dem südböhmischen Dorf Hora bzw. Harachy entstammte. Przibislaus Nachkommen erwarben bedeutende Besitzungen u. a. im Mühlviertel, der Steiermark und in Kärnten.
Nach der Familie ist unter anderem der Ort Harrachov in Tschechien benannt, wo seit Anfang des 18. Jahrhunderts eine Glashütte das Harrachglas herstellte. Neben der Marktgemeinde Rohrau in Österreich und Harrachov in der heutigen Tschechischen Republik, führen auch Horní Branná und Zvíkov das Familienwappen der Harrach im Gemeindewappen.

Besondere Familienmitglieder

Leonhard III. von Harrach kaufte 1524 die Herrschaft Rohrau in Niederösterreich. Später wurde Schloss Rohrau zum Stammsitz der Familie.

Leonhard IV. von Harrach erhielt von Kaiser Karl V. durch Diplom vom 4. Januar 1552 für sich und sein ganzes Geschlecht den Reichsfreiherrenstand und wurde 1577 in den böhmischen Herrenstand erhoben. 1585 wurde er durch Philipp II. in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.

Carl Freiherr von Harrach wurde am 6. November 1627 von Kaiser Ferdinand II. in den Reichsgrafenstand erhoben und gleichzeitig wurde die Herrschaft Rohrau zur Grafschaft ernannt. Die Mitglieder der Familie durften fortan den Titel Graf bzw. Gräfin von Harrach zu Rohrau führen. Carl errichtete ein Familienfideikommiss mit Primogenitur Erbfolge, welche 1628 vom Kaiser bestätigt wurde.

Ernst Adalbert Fürst von Harrach, wurde als Domherr zu Trient 1625 von Kaiser Ferdinand dem II. zum Fürsterzbischof von Prag ernannt. 1626 ernannte ihn Pabst Urban VIII zum Kardinal. 1665 wurde er zum Fürsterzbischof von Trient erwählt.

Otto Friedrich Graf von Harrach erhielt von seinem Schwager dem Herzog Albert Wenzel von Friedland (Wallenstein), die Herrschaften Branna und Lemnitz in Böhmen zum Geschenk. Er ist Stifter der jüngeren Hauses Harrach zu Prugg an der Leitha, welches bis heute Bestand hat.

Isabella Herzogin von Friedland, Gemahlin von Herzog Albert Wenzel von Friedland (Wallenstein).

Ferdinand Bonaventura I. Graf von Harrach übernahm im Jahre 1697 als Botschafter am spanischen Hof den wichtigsten diplomatischen Posten, um die spanische Erbfolge für Erzherzog Karl von Österreich durchzusetzen, was ihm trotz intensiver Bemühungen nicht gelang. Zurückgekehrt nach Wien wurde er zum 1698 zum kaiserlichen Obersthofmeister ernannt und wurde Direktor des geheimen Staats-Konferenzrates und übernahm damit den Vorsitz der Staatskonferenz, sowie die Leitung der Außenpolitik.

Franz Anton Fürst von Harrach wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts von Kaiser Leopold I. ad personam in den Reichsfürstenstand als Fürsterzbischof von Salzburg erhoben.

Aloys Thomas Raymund Graf von Harrach wurde 1694 kaiserlicher Gesandter in Dresden, diente von 1697 bis 1700 in gleicher Funktion in Madrid, und befand sich 1711 wiederum am Hofe Augusts des Starken in Dresden, hernach auf diplomatischen Missionen in Berlin und Hannover. Von 1715 bis 1742 wirkte Aloys von Harrach als Landmarschall in Niederösterreich, 1728 bis 1733 als Vizekönig in Königreich Neapel, wo er viele Kunstwerke erwarb und sich von Francesco Solimena porträtieren ließ. Das Porträt und die erworbenen Bilder hängen heute in der Galerie von Schloss Rohrau.

Ferdinand Bonaventura II. Graf von Harrach erlangte für sich und die Nachkommen seines Bruders Friedrich August 1752 die Aufnahme in das schwäbische Reichsgrafenkollegium als „Personalisten“ (also ohne Erwerb eines reichsunmittelbaren Territoriums) und damit die Reichsstandschaft, wodurch diese Linie zum Hochadel gehörte. Auf Grund dessen wurde dem Chef der jüngeren Linie durch ein Dekret der k.u.k. Hofkanzlei 1841 das Prädikat Erlaucht zugestanden.

Franz Ernst Graf von Harrach in der Herrschaft Sadowa das repräsentative Schloss Bürgles (Hrádek u Nechanic) erbauen. Zugleich ließ er in Horní Branná als Familienbegräbnisstätte die Harrach-Gruft zum Heiligen Kreuz errichten, in die später auch die Särge aus der alten Grablege in Spitalkapelle St. Alois überführt wurden.

Auguste Fürstin von Liegnitz wurde 1824 die zweite Gemahlin des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Nachfahrin der schlesischen Linie.

Johann Nepomuk Graf von Harrach war ein Industrieller, Politiker, Gutsherr und Mäzen für Kunst und Wissenschaften in Böhmen. Neben seinen zahlreichen Aktivitäten im kulturellen Leben wurde er 1870 in den Reichsrat gewählt, war von 1873 bis 1885 Reichsratsabgeordneter für die Landgemeinden Königgrätz, Jermer, Náchod, Opočno, Böhmisch Skalitz und Neustadt sowie seit 1884 erbliches Mitglied im Herrenhaus (Österreich). Er bemühte sich zeitlebens um einen konservativen deutsch-tschechischen Ausgleich. Johann Nepomuk Graf von Harrach förderte mit Nachdruck das tschechische kulturelle Leben. Er war u.a. Vorsitzender des Fördervereins zum Aufbau des Nationaltheaters in Prag.